Welche Chancen bietet Banking-as-a-Service (BaaS)?

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March
2023

Der Fintech-Bereich ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. Dabei haben sich vor allem Unternehmen auf dem Markt platziert, die keine klassischen Finanzinstitute repräsentieren: Nichtbanken-Finanzinstitute (NBFI) oder Nichtbanken-Finanzunternehmen* (NBFC), die zusätzliche Finanzdienstleistungen wie Zahlungsdienste, Währungsumtausch, Bankkonten und Kredite anbieten, sind längst nicht mehr nur auf dem Vormarsch, sondern mitten im Geschehen. Die Entwicklung der Kundschaft bzw. Zielgruppe ist eindeutig: Das Bedürfnis nach vereinfachten Bankprozessen, die gleichzeitig einen Mehrwert bieten, ist größer denn je.

Unzählige Fintech-Unternehmen mit verschiedenem Kerngeschäft und Reifestadium wagen mittlerweile die Einführung eingebetteter Finanzdienstleistungen. Dies entspricht ebenfalls dem Wunsch der Verbraucherschaft, ganzheitliche Lösungen angeboten zu bekommen. Dadurch werden somit ebenfalls neue Geschäftssegmente erschlossen. Das hat zu Folge, dass die Zahl der Institute, die Banking-as-a-Service (BaaS) anbieten, weiter wächst – die Nachfrage bestimmt in diesem Fall die Entwicklung, BaaS birgt entsprechend große wirtschaftliche Potenziale.

Die Zahlen bestätigen das: Banking-as-a-Service ist ein schnell wachsender Markt in Europa, der vorrausichtlich in naher Zukunft einen Wert von 100 Milliarden Euro erreichen kann.

*Dabei handelt es sich um Finanzinstitute, die bankähnliche Dienstleistungen und Finanzdienstleistungen anbieten, jedoch keine vollständige Banklizenz besitzen. Beispiele sind Investmentbanken, Hypothekarkreditgeber, Versicherungsgesellschaften und P2P-Kreditgeber.

 

Banking-as-a-Service – was bedeutet das?

In der Regel beschreibt Banking-as-a-Service (BaaS) ein gebündeltes Angebot von White-Label- oder Co-Branding-Diensten, die Banken oder andere Finanzinstitute wie Nichtbanken (z. B. Fintechs) ihrer Kundschaft zur Verfügung stellen. Ist das nicht im Grunde dasselbe wie Open-Banking? Nein, definitiv nicht: Open-Banking ist ein Konzept der Generierung zusammengesetzter Dienstleistungen. BaaS hingegen stellt eine Struktur zur Bereitstellung bestimmter Dienstleistungen zur Verfügung.

BaaS ist demnach als End-to-End-Prozess zu verstehen, der die zusätzliche Erbringung einer Finanzdienstleistung gewährleistet. Je nach Bedarf wird dabei ein bestimmter Service über das Internet bereitgestellt und im Rahmen eines festgelegten Zeitraums verwaltet. Dazu können folgende Punkte zählen:

  • Nutzung einer Finanzdienstleistung
  • Umgebung für die Verwaltung, Bereitstellung und Lieferung
  • Eine Bank mit Zulassung, die dadurch die Einhaltung der Bankvorschriften gewährleistet
  • Sicherheitssysteme, um beispielsweise die Vorschriften zum Datenschutz einzuhalten

Welchen Einfluss hat Banking-as-a-Service auf traditionelle Bankmodelle?

Zunächst einmal bietet BaaS der Kundschaft die Möglichkeit, bequem auf Bankingprodukte zuzugreifen: Für Unternehmen kann dies somit zu mehr Umsatz, neuen Monetarisierungsmodellen und zur Stärkung der Kundenbindung führen. Bezahlen, Ausleihen, Sparen und Anlegen an denselben Orten, an denen auch Lebensmittel oder andere Waren und Dienstleistungen erworben werden, spart der Zielgruppe Zeit und Ressourcen.

In der Vergangenheit waren BaaS-Angebote auf White-Label-Bankprodukte in bestimmten Nischen wie Kreditkarten oder Verbraucherkredite beschränkt. BaaS 2.0 geht hier noch einen Schritt weiter: Anbieter konzentrieren sich nun auf die Entwicklung API-fähiger Banklösungen, die unmittelbar in die Wertschöpfungskette eines Partners integriert werden können – wodurch gleichzeitig die gemeinsame Nutzung von Daten und Einnahmen möglich wird.

Banken können demzufolge mit diesen Trends in den Bereichen Banking-as-a-Service und Embedded-Finance rechnen:

  1. Fintechs benötigen in Zukunft weiterhin verlässliche Bankpartner, um ihrer Zielgruppe Angebote wie Bankkonten, Zahlungsabwicklung und Kreditvergabe bieten zu können.
  2. Die Kundschaft fordert weiterhin eine nahtlose Costumer-Journey, die den Zugang zu verschiedenen Bankdienstleistungen an einem Ort unkompliziert möglich macht.
  3. Es ist davon auszugehen, dass Gewinne und Rentabilität traditioneller Banken noch weiter sinken werden. Dementsprechend müssen vielversprechende neue Möglichkeiten erschlossen werden, die über skalierbare Geschäftsmodelle verfügen.
  4. Regularische Trends wie Open-Banking und PSD2 fördern die Entwicklung von Banken-APIs und einem universellen Zugang. Die Modernisierung der IT-Systeme klassischer Finanzinstitute ist dafür erforderlich – die Einführung von BaaS-Modellen kann dazu beitragen.
  5. Die Weiterentwicklung von BaaS-Angeboten wird zunehmen: Da sich die Digitalisierung (z. B. Automatisierung und APIs) weiter beschleunigt, können Banken BaaS schneller skalieren und ihre Dienste reibungslos in die Struktur verschiedener Unternehmen integrieren.
  6. Der Vertrauensvorsprung traditioneller Banken ist aufgebraucht, Fintechs stehen dem in nichts mehr nach: Marken bieten höheres Vertrauensniveau, das nun als Hebel für das Angebot von Finanzdienstleistungen genutzt wird. Banken können sich dies durch Co-Branding- oder White-Labeling-Modelle zunutze machen.

Fintechs und Banken stehen im Wettbewerb – Kooperationen gibt es aber auch!

Fintechs sind neue Akteure in der Finanzdienstleistungsbranche: Ihre Zahl hat sich in den letzten 10 Jahren vervielfacht. Ein Fintech ist als ein Unternehmen definiert, das darauf abzielt, Finanzdienstleistungen durch den Einsatz von Software und moderner Technologie anzubieten. Fintechs sind somit die servicebasierte Verbindung von Technologie und Finanzen, die es Start-ups und Dienstleistern ermöglicht, optimierte Services und Finanzprodukte anzubieten – in der Vergangenheit waren diese nur über stark regulierte, traditionelle Finanzinstitute erhältlich.

Viele Fintechs verfolgen außerdem das Ziel, das Bankwesen zu revolutionieren – das sorgt natürlich für einen harten Wettbewerb mit traditionellen Banken. Einige der bekannteren Namen in der Fintech-Branche sind PayPal, Lending Club, Square und Prosper.

Doch natürlich gibt es auch erfolgreiche Kooperationen in diesem Bereich: Eine Europäische Bank arbeitet beispielsweise mit einem internationalen Online-Marktplatz in Deutschland oder eine US-Bank kooperiert mit einem Fintechunternehmen, um eine Kreditkarte ohne Gebühren, mittäglichem Cashback und nahtloser Integration in mobile Geräte anzubieten – nur zwei mögliche Szenarien, von denen es in Zukunft noch viele weitere geben wird.

Fintechs gewinnen weitere Marktanteile, wachsen stetig und verbessern ihr Angebot, das von der Verbraucherschaft gern angenommen wird. Etablierte Banken sollten somit die Chancen, die ihnen das eingebettete Finanzwesen durch das Angebot von BaaS bieten kann, nicht von der Hand weisen.

 

Banking-as-a-Service – ein Muss für Banken?

Viele Bankinstitute haben Bedenken, dass BaaS bestehende Kundenbeziehungen gefährden könnte. Allerdings wird die Kundschaft nicht älter: Die Zahl der Endnutzer, die eingebettete Finanzlösungen nutzen, nimmt stark zu. Die neue Generation von Bankkunden hat genaue Vorstellungen vom Angebot, das sie nutzen möchte. BaaS ermöglicht das – was für die Banken zu einem Geschäft mit niedrigen Margen und hohem Volumen führt.

Dies kann man u. a. mit der Öffnung des Telekommunikationssektors in den 1990er Jahren vergleichen: Etablierte Telekommunikationsdienstleister zögerten zunächst, ihre Infrastrukturen für Drittanbieter zu öffnen. Der Erfolg spricht jedoch heute für sich: Die Entstehung neuer Geschäftsmodelle schuf neue Möglichkeiten zu Gewinnmaximierung.

Damit BaaS mit dem Strukturen einer klassischen Bank funktionieren kann, sind natürlich bestimmte technologische Neuerungen nötig. BaaS wird in der Regel über API-Schnittstellen für Fintechs zugänglich gemacht. Das bedeutet, dass der eingebettete Finanzpartner (z. B. die Bank) ein starkes Risiko- und Compliance-Management benötigt. Außerdem müssen sie neue Geschäftsmodelle einführen und den Fokus über das eigene Geschäftsmodell hinaus richten. Dazu zählen:

  • Stärkere Berücksichtigung ihres Markenauftritts
  • Pay-for-Use-Monetarisierung
  • B2B2C- und B2B2B-Vertriebsmöglichkeiten

Die richtige technische Grundlage ist entscheidend

Die digitale Transformation macht vor niemandem Halt – auch oder gerade nicht vor traditionellen Banken. Wer BaaS nutzen möchte, muss den Blick nach vorn richten. Allerdings lässt sich feststellen, dass viele Banken diesen Prozess bereits begonnen oder teilweise sogar abgeschlossen haben.

Eine große Herausforderung dabei: Banken und andere Finanzinstitute müssen sehr anspruchsvolle IT-Compliance-Anforderungen und Vorschriften einhalten. Bei der Einführung von BaaS sind dementsprechend eine Technologie und die Ausrüstung ausschlaggebend, um Transaktionen sicher zu verarbeiten und gleichzeitig zukünftiges Wachstum zu ermöglichen. Die richtige technische Grundlage – die zuverlässige und bewährte kryptografische Cybersicherheitslösungen bietet – ist also entscheidend: Das Risiko von Sicherheitsverletzungen, Cyberangriffen und Betrugsfällen kann so minimiert werden.

Insgesamt bietet BaaS einen wechselseitigen Mehrwert für Kunden, Unternehmen und Finanzdienstleister. Im Hinblick auf das stetige Wachstum des BaaS-Marktes ist es für die etablierten Banken wichtig, ihre Rolle in diesem Bereich neu zu denken und strategisch zu entscheiden, wie sie diese Chance nutzen. Das Potenzial von BaaS ist jedenfalls enorm: Es bietet den Kunden einen bequemen Zugang zu Bankprodukten, den Unternehmen einen höheren Umsatz und Ertrag – und den Finanzdienstleistern neue Monetarisierungsmodelle.

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